Kommentar Trübes Bild für Zulieferer

Von Claus-Peter Köth

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Die Politik muss endlich die Ursachen der massiv steigenden Preise bekämpfen. Immer mehr KMUs kämpfen um ihre Existenz. Gemeinsam mit den OEMs gilt es einen neuerlichen Abriss von Lieferketten zu verhindern.

Claus-Peter Köth, Chefredakteur des Fachmediums Automobil Industrie.
Claus-Peter Köth, Chefredakteur des Fachmediums Automobil Industrie.
(Bild: Stefan Bausewein)

Vergangene Woche habe ich unsere neuen Gas- und Stromtarife erhalten: plus 250 Prozent und plus 230 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt. Wow! Um das zu kompensieren, werden die zwei Grad weniger Raumtemperatur, der Waschlappen statt der Dusche und der Ruhezustand statt Standby-Modus bei PC und TV nicht ausreichen. Die Entlastungsmaßnahmen der Bundesregierung werden nicht viel mehr sein als eine Schmerzlinderung.

Zum Glück bin ich kein Bäcker und habe auch kein Stahlwerk. Gleichwohl stimme ich in den Chor ein, dass die Politik endlich die Ursachen der massiven Preissteigerungen bekämpfen muss. „Die Energiekosten müssen runter, die Angebotsseite so weit wie möglich ausgebaut werden“, fordert etwa VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Zudem sei die Stromsteuer auf das europäische Minimum abzusenken.

Letztlich gilt es – gemeinsam mit den OEMs – einen neuerlichen Abriss von Lieferketten zu verhindern. Denn in Folge der extrem hohen Energiekosten gibt es bereits bei zehn Prozent der vom VDA jüngst befragten 103 Unternehmen Einschränkungen in der Produktion. Und bei knapp einem Drittel werden Kürzungen diskutiert. Somit überrascht es nicht, dass der Standort Deutschland in Bezug auf Energiepreise und Versorgungssicherheit von 85 Prozent der Unternehmen als international nicht wettbewerbsfähig eingestuft wird.

Berylls-Partner Alexander Timmer spricht bereits von einer langsamen Deindustrialisierung Deutschlands, im Segment der Automobilzulieferer. Die Mobilitätsbranche beginne zwar, ihre Produktion zu regionalisieren, mit neuen Werken in Europa, aber nur wenigen in Deutschland. Doch hinzu komme, dass die Trends in der Mobilitätsindustrie insbesondere den asiatischen Lieferanten in die Hände spielen. Und bei der Software hätten vor allem die großen deutschen Zulieferer eine Chance.

Die kleinen und mittleren Unternehmen hingegen drohen einmal mehr zwischen diesen finanziell gut ausgestatteten Wettbewerbern aufgerieben zu werden. Für viele geht es um die unternehmerische Existenz. Dr. Schneider lässt grüßen.

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